Über den Autor

Mathias Kaiser, geboren 1959 und aufgewachsen in Jahrmarkt (rumänischer Teil des Banats), erinnert sich an so manche wichtigen Dinge im Leben. Ein paar Ausschnitte aus seiner früheren Jugendzeit.

Weil eben das Dorf so groß war, gab es drei Kindergärten, einer fürs Ober-/ Unterdorf und einer für die rumänischen Kinder. Es wurde zu meiner Lebensaufgabe, in jedem Kindergarten, mich meinen potenziellen Gegnern zu stellen. Nur einige Wenige, mit denen hatte ich erzwungenermaßen Frieden geschlossen. Sie waren älter und hatten wahrscheinlich mehr Erfahrung in Straßenkämpen als ich. Auch in den darauffolgenden Jahren verfolgte mich der berüchtigte Ruf »de Keiser kummt!«, den ich sicherlich genoss!


Heimkehr aus der Schule.

Die Hintere Reihe war für mich die schönste Gasse, denn sie war von allen mit ihrer nicht zu großen Breite, dem Steinweg aus gebrannten Backsteinziegeln und den nahe stehenden Bäumen, fast die einzige, die meine Neugier und Wissbegier weckte. Mit einer hohen Intensivität wurde sie nach Hunden und Katzen durchsucht. Ich konnte so einfach nicht vorbei gehen. Ich musste sie mit einem Stock oder einem Stein ein wenig ärgern. Obwohl die Hunde an der Kette waren, den Radau den sie machten, ließ den Hausbesitzer aufhorchen und herbeieilen. Nach kurzer Zeit hatten sie, schon lange bevor ich mich in deren Nähe befand, angefangen zu kläffen oder sie sind einfach weggerannt. Für mich war es kein Problem mein Revier zu erweitern, Hunde und Katzen gab es ja genug, nur meine Ausreden, gegenüber meine Mutter, die wurden immer fantasievoller. Ob sie mir das ohne weiteres geglaubt hat, bezweifle ich. Denn irgendwann verfolgte sie mich und das war dann das Ende meiner Neugier. Die Lüge und was dann folgte, meistens war es der Besenstiel an den ich mich gut erinnern konnte.

Der Fromme in mir.

Hinter der Kirche, in einer Senke, gab es eine schönen Parkanlage die mich magisch anzog. Die Senke sah aus wie eine von Gottes Finger gezogene Furche. Dieser Graben verlief mitten durch das Dorf, von Süden nach Norden. Das gerade hier in diesem Park mit den riesigen Bäumen einst ein Friedhof war, wusste ich damals nicht. Ob mich Geister, oder die Sage vom Prinz Eugen Brunnen herlockten, daran dachte ich erst gar nicht. Der Pfarrer hatte uns an diesem Samstagnachmittag aus der Bibel, über Gut und Böse erzählt. Die Geschichten waren immer faszinierend und ich sollte ja ein frommer Mensch werden. Dafür sorgten meine Eltern! Jeden Sonntag, schön herausgeputzt, mussten ich und meine Schwester zur Kirche gehen. Das Beichten war das Wichtigste! Ob es Sinn machte, wusste keiner. Mit dem Frühling kam die Sonne die Vögelein zwitscherten, der Duft der Akazienbäume hatte mir schon damals als ich nach Hause ging, gutgetan. Ein Junge störte meine empfindliche Nase und meine Zufriedenheit. (Heute muss ich oft an den Jungen denken) Vergessen waren all die schönen Geschichten, beflügelt von dem Erlass der Sünden, die so glaubte ich der Pfarrer mir gegeben hatte. Der Junge war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Kein Mensch weit und breit. Um gleich meine Macht und Stärke zu demonstrieren, musste sich das Bürschchen in den Wassergraben stellen. Das Wasser kam ihm nur bis an seine kurzen Hosen, aber es war sehr kalt. Ich sagte bloß zu ihm, er solle sich nicht vom Fleck rühren und ging dann seelenruhig nach Hause.

Der Mutige in mir.

Im Jahre 1968 kam mein Onkel mit Frau und 2 Kindern aus Österreich zu Besuch. Nach dem zweiten Weltkrieg 1945 blieb er in Österreich. Seit dieser Zeit hatte meine Großmutter und mein Vater ihn nicht mehr gesehen. Die Freude war beiderseits sehr groß. Unsere Erwartungen als Kinder wurden reichlich belohnt, mit Kaugummis, Süßigkeiten, Kleidung und für mich ein echter Lederfußball.

Am letzten Tag bevor unsere Verwandten wieder nach Österreich fuhren und ich schlafen ging, konnte ich auf einmal meine Beine nicht mehr bewegen, denn sie taten höllisch weh. Auch am nächsten Tag waren sie – wie schon am Vorabend – noch dicker angeschwollen. Meine Mutter und ich fuhren in die 10 km weit entfernte Großstadt zu einem bekannten Arzt. Gleich darauf wurde ich im Kinderkrankenhaus untersucht. Diagnose Rheuma! Ich der Mutige und Unerschrockene musste für 3 Wochen alleine dortbleiben. Doch das Schlimmste waren die 3 Spritzen täglich.

Weinend stand ich am Fenster und musste zusehen wie meine Eltern nach Hause fuhren und mich in dem weißen, teils abgeblätterten eisernen Bettgestell zurückließen. Ich war Mutterseelenallein. So suchte ich Kontakt zu den anderen Kindern. Einer ist mir besonders aufgefallen. Er war älter als ich und meine Neugier trieb mich dazu ihn zu fragen, warum er an der Stelle seines Herzens einen faustgroßen Hügel hatte. Sein Schicksal war nicht meines, aber es konnte zu meinem werden, falls ich nicht die Medikamente einnahm und Spritzen zuließ. Das hatte mir geholfen, denn ich wollte kein Herz-Rheuma bekommen. So wurde es mir gesagt. »Von den Beinen bis zum Herzen ist es kein langer Weg« und davor hatte ich Angst!

Der Spiegel der Angst

Wer bist du der in mir wohnt
Ich bin der, der über dich thront
Ich bin der dich kennt
Ich bin der dich lenkt
 
Dort im Spiegel, sie ihn dir an
Dies ist sein Herrscher Wahn
Das ist sein Werk der Leidenschaft
Das ist sein Werk der Machenschaft
 
Fadenscheinig bist du der Wahrheit nah
Dick wie ein Seil häng die Lüge dran
Ein jämmerliches Fratzengesicht, dass du machst
Doch ich habe es so nicht geplant und gedacht
 
Du hältst mich gefangen ohne Reue und Mühe
Ich bin ein Sklave deiner launenhaften Gefühle.
In den Ferien.

Meine Kindheit war hart aber schön. Hart in dem Sinne, es gab eine Menge Arbeit in einem 4800 qm großen Garten. Wir als Kinder mussten mit anfassen. Ob es nach der Schule war, oder tagtäglich in den 3 Monate langen Sommerferien. Es wurde zur Gewohnheit, wenn meine Mutter mich nach getaner Arbeit in das offene Schwimmbad ließ, das in der damaligen Zeit ein Luxus für die Gemeinde Jahrmarkt war (1970).

So gerne ich auch diese kurzen Momente genoss, die Idylle war vorbei als mein Vater nach mir pfiff. So gut ich mich auch versteckte, der schrille bekannte Pfiff, drang bis in das letzte Mauseloch hinein. Leider lag das Schwimmbad in der Nähe des Bahnhofes. Der Weg meines Vaters von der Arbeit nach Hause, führte immer daran vorbei.

Ade Freiheit und Freizeit!

Auch heute noch denke ich an die schweren Säcke mit Kartoffeln und Maiskolben, die ich auf den Dachboden tragen musste. Mit der Zeit bekommt so mancher Sack auch mal Löcher.

Der alte Sack

Was ist so interessant an der Geschichte
ich möchte sie bringen an`s Lichte.
Wenn er da steht zerlumpt und zerrissen
in seiner Art sieht er aus, bescheiden und beschissen.
 
Moder und Nässe setzen ihm zu,
Stoff und Fäden reißen noch dazu.
Man sieht es ihm an, der Lack ist schon ab.
So schaut also aus, ein alter Sack!
 
Doch macht man ihn auf
da kommt sehr viel heraus.
Was steckt hier drinnen, dass die anderen missen.
Es ist die Erkenntnis und das Wissen!
 
Lassen wir doch die Sau aus dem Sack.
Zeigen wir es dem jungen Pack.
Stehend in reih und Glied,
pfeifen wir aus manchen Löchern noch ein Lied
 
Wir werden geputzt und gewaschen,
gebügelt, genäht unsere Laschen.
Geflickt werden Riss und Loch
bis die Ohren stehen hoch
 
So stehen sie prall gefüllt
vom Rampenlicht umhüllt
sie können es nicht bestreiten
bewundert werden sie von allen Seiten
 
Sie haben keine Fehler und keine Macken,
doch da hängt noch so ein komischer Lappen
Ist der schlappe Lappen nicht mehr zu flicken
Wird er einfach abgeschnitten.
Meine Jugendjahre.

Wie viele meiner Schulkameraden, lernte auch ich ein Musikinstrument. Klarinette, später dann Saxofon. Ich fing mit 11 Jahren an und war dann 16 Jahre dabei. Über die kalten Finger, die zugefrorenen Klappen an der Klarinette könnte ich ein Lied spielen. Oft kam aber kein Ton heraus. Überwiegend war es eine schöne Zeit. Manchmal vermisse ich diese Zeit, die mich während des Erwachsenwerdens begleitete.

Den Tanzunterricht bekam ich von meiner Mutter. Ihre tänzerischen Bewegungen nachzuahmen, viel mir sehr schwer. Sie glichen eher einer Holzpuppe, genauso auch, wie die vielen Schaulustigen bei den Tanzabenden im heimischen Kulturheim. Sie hingen wie Marionetten an überlangen Fäden. Ihre Köpfe drehten sich in Richtung Tanzenden. In deren Augen, war das Stolpern schon voraussehbar.

Nach der Grundschule, kam die Realschule und dann eine Lehre als Industriemechaniker. Bisher alles auf Deutsch, dann alles in rumänischer Sprache. Bei mir als Spätzünder war es von Vorteil. Grundschule so Ohlala. Aber dann in meiner Lehrzeit der zweitbeste. Ich und noch ein Mitstreiter wurden von der Schule auserwählt, für den Kreis Temeswar, an einem Handwerkswettbewerb landesweit teilzunehmen. Wie zu erwarten, hatte der Gastgeber in Klausenburg gewonnen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, und mein Gedanke wäre in dieser Zeit gefangen, würde ich das so sehen. Wir Menschen sind sehr verschieden, so auch unsere Sichtweise!  

Der Pfeifenrauch

Was ist Sie, Männlich
Vielleicht auch Weiblich
Männer rauchen sie gern
Frauen halten sich fern
 
Mit gutem Aroma gefüllt
Von zauberhaften Pfeifen umhüllt
Von hoher Gesellschaft gehegt und gepflegt
Bis der Schleier der Verschwiegenheit sich legt
 
Wie Seifenblasen löst das Geheimnis sich auf
Jetzt kommt der Pfeifenrest heraus
Was für eine Verschwendung
Nur Heise Pfeifen haben Verwendung
 
Schnell werden Sie nochmals gezündet
Den letzten Tabak geplündert
Es klimmt und glüht schon wieder
Im Wettstreit, mit den Orgelpfeifen Lieder
 
Wäre da nicht ein schöner Deckel
Hinter der die Pfeife sich kann verstecken
Oft war es zu viel heißen Hauch
Und viel zu viel weißer Rauch
Armeezeit im Sozialismus.

Die Erlebnisse und Ereignisse die ich dort erlebte, veränderten für immer meine Sichtweise. Als Deutscher in einem Land zu leben, das ich in meiner Jugendzeit so nicht kannte. Das Land meiner Väter und Urahnen, verwandelte sich in ein fremdes Land. Für den Dienst in der rumänischen Armee, mussten viele von uns in sogenannte Arbeitslager (Diribau).

Herbst 1979, irgendwo nahe der Donau, tief in der Walachei: Das Arbeitslager in der rumänischen Armee, war nur für bestimmte Personen gedacht. Unter vielen ethnischen Gruppen, fanden sich auch ein paar Deutsche. Kurze Zeit später erfuhren wir, dass in unserer Gruppe ein Mörder und sein Bruder waren. Ob das stimmte, wussten nur die beiden. Immerhin kamen alle mit Ihnen gut aus. An den vielen kalten Wintertagen, trugen wir gemeinsam Schulter an Schulter, auf Schnee und Eis die schweren Betontraversen für den Bau neuer Gleise. Im Frühjahr, Sommer und Herbst, standen wir in den Bewässerungs- gräben, mit Gummistiefeln in mehr als kniehohem Wasser. Die Stiefel gingen nur bis unterhalb der Knie.

Ein alter Oberst – unser Kommandant – war dem ganzen nicht mehr gewachsen. Die paar Tage die er noch bis zu seiner Rente hatte, genoss er mit mir auf dem Felde. Eine von den vielen Fragen, die er mir stellte: »Wieso bin ich in dem Arbeitslager. Viele andere konnten nicht richtig lesen und schreiben. Bei meinem schulischen Werdegang, konnte er es nicht verstehen.« Meine Antwort darauf: »Wahrscheinlich gibt es nur einen Grund dafür. Ich möchte nach Deutschland auswandern.«

An einem regnerischen Tag kamen wir früher in unsere Unterkunft zurück. Unser Schlafgemach, aus Betonplatten, das früher ein Gefängnis war, heizte sich im Sommer zu einem waren Backofen auf.  In der Nacht schliefen wir auf dem Dach unter dem klaren Sternenhimmel, wo die Stechmücken ihren Blutmangel stillen konnten. An dem besagten Tag, erwartete uns ein neuer Kommandeur. Von einer Disziplinar-Einheit, (Batalion Disciplinar) wurde er zu uns abbestellt. Auf dem rauen betonierten Versammlungsplatz, donnerte seine Stimme über uns hinweg. »Hinlegen und Kriechen!« so lautete das Kommando. Wir schauten uns alle verdutzt an, doch nicht alle wollten dem Befehl gehorchen. Wir waren zum Arbeiten hier, aber nicht zu einem strengen Drill bereit.  Mit seiner imposanten Größe und seinem gewichtigen Körperbau, kam er beim zweiten Mal herunter. Wehe dem, der jetzt nicht dicht genug am Boden lag, der bekam den gewaltigen Fuß auf seinem Rücken zu spüren. Manch losgerissener Jackenknopf, der durch die Gegend flog und die aufgerissenen Hände, ließen das Fluchen, zu einer neuen Dimension heranwachsen.  Tage- und monatelang, blieb uns die Tortur nach getaner Arbeit, nicht erspart.

Doch die Hiobsbotschaft erreichte mich an einem frühen Morgen. Ein Hauptmann bezichtigte mich, der Hilfe zur Flucht eines Soldaten. Darauf stand bis zu 3 Jahre Zuchtgefängnis. Nachdem ich tagelang unter Beobachtung stand, und nicht wusste wie die Situation für mich ausgehen würde, hatte man den Deserteur doch noch erwischt, bevor dieser untertauchen konnte. Dieser verneinte meine Beihilfe zu seiner Flucht.

Wir waren ein zusammengewürfelter Haufen, ohne Bezug auf Herkunft, Wissensstand oder Bildung. Das Gesetz des Stärkeren war allgegenwärtig. Wer versuchte sich dem zu entziehen, war das Opfer, bis zum letzten Tage. 

Eine Fremde in meinem Leben.

Meine Nachbarn hatten, eine Rothaarige und mich, während wir Händchen hielten, gesehen. Sie war nicht aus Jahrmarkt! Eine Fremde das stand jetzt fest. Das Getuschel und Gerede der Leute, »der Keiser hätte doch eine aus dem Dorf heiraten können. Es gibt genug Mädchen hier«, war kaum zu überhören. Das war anno 1981! Doch niemand wusste, wer sie war. Ich habe es ignoriert, aber mit einem leichten Unbehagen meinen Eltern gegenüber.

Um meinen Stolz als Deutscher zu bewahren – das war sehr wichtig in dieser Zeit – hatte ich, bevor unsere Beziehung überhaupt anfing, ihr eine Frage gestellt! »Bist du eine Deutsche? Warum kannst du nicht die deutsche Sprache?« Ihr Mädchenname war Tauscher. Im Nachhinein wurde ich eines Besseren belehrt, als sie mir das erzählte.

Sie kam aus Bukowina, (Buchenwald) wo deutsche Familien sich um 1840 ansiedelten.

Als sie klein waren, sprachen sie noch Deutsch. Kindergarten, Grundschule und alle weiterführenden Schulen, waren nur in rumänischer Sprache.

Doch großes Glück hatte ich durch meine Schwester, die einen Protestanten heiratete. Die meisten Dörfer waren stark katholisch geprägt. Sie erzählte unseren Eltern, »dass man mit der Rothaarigen, Pferde stehlen kann«.

Na ja: bis jetzt noch kein einziges Pferd, nicht mal einen Esel kann ich mein Eigen nennen!  Sie wurde allen Hürden zum Trotz zu meiner Frau und heute kräht kein Hahn mehr danach, was damals geschah. So macht euch keine Gedanken, denn ein jedes Leben hat seine Geschichte.

Zarte Fesseln

Du wunderschönes junges Geschöpfe,
vor dir neigen sich der Blumen Köpfe.
Im dichten Schutz des Waldes,
schaut Sie in das blau des Landes.
 
Ein zittern spürt Sie in den Blüten den zarten.
Auf den einen Schmetterling will Sie warten.
Erobert dann, in einem verführerischen Tanz,
sich zu ergeben der Flügel Pracht und Glanz.
 
 
Er kam schwebend aus hohen Lüften,
verführt von den Blumen Düften.
Sie waren alle samt bunt und schön,
von dort oben hat er nur Sie gesehen.
 
Sie erwachte vom tiefen Traum,
nun entfliehen sie Zeit und Raum.
Der Wind war sein stetiger Begleiter.
Ausruhen wollte er sich, dann zog er weiter.
 
Lähmend sah Sie, wie er flog von ihr fort.
Nur noch die Wurzeln hielten Sie an diesem Ort.
Wind und Regen ihr stark entgegen blies,
von der Blumen Blüte eine Träne Sie ließ.
 
Der Sonnenschein wird sie einst trocknen
um dann die zarten Fesseln zu lockern.
Es blieb nur noch das raunen der Bäume.
Liebes Blümlein vergiss nicht deine Träume.
Der Wind und der Baum.

Das Gedicht zeigt, auch der Einzelne von uns, sowie auch unsere Stammesväter und Mütter, den Einflüssen zum Trotz, welcher Art sie auch immer waren, sich durch nichts aufhalten ließen! Ich will damit sagen, dass wir die Bäume sind und der Wind, das Schicksal! Täglich fordern wir das Schicksal heraus. Manchmal geht es an uns vorbei, ohne großen Schaden anzurichten. Doch wehe es trifft uns, zurück bleiben dann tiefe Spuren und Narben. Solche Schicksalsschläge haben unsere Vorfahren zuhauf erfahren und so manch Leidensweg konnten sie nur gemeinsam durchstehen. Trotzdem, die Lebensweise unserer Vorfahren war eine große Herausforderung. Ich sehe eine gewisse Ähnlichkeit zwischen ihnen und unserem Leben, in der heutigen Zeit.

Wenn ich den Kulturraum unserer Vorfahren eingrenze, kann ich feststellen, auch vor mehr als 300 Jahren, dass einzelne Individuum nicht viel anders war als wir. Demzufolge hat die Abgrenzung vom Ursprungsland der Vorfahren und deren Familien in ein anderes Land oder Territorium keine zu großen Veränderungen mit sich gebracht. Vergleicht man die Sprache, Brauchtum, Mentalität und Religion wird man feststellen, dass weder ein politischer Einfluss oder andere Staatsformen eine so große Gemeinschaft verändern können. Eben diese Gemeinschaft und ihre Kultur, spielen eine sehr große Rolle, letztendlich der Glaube an sich und die Freiheit ist ausschlaggebend für Änderungen, die weitreichende Folgen auch für unsere Nachkommen haben.

Der Wind und der Baum.

Hoch oben, ob Felsen oder Tal,
irgendwo wächst ein Bäumlein heran.
Groß und stark will es sein,
doch es war noch so zart und so klein.
Nur die alten Bäume wussten es zu gut,
was der Wind und die Zeit ihnen antut.
Im Schutze der Mächtigen und Alten,
versucht das kleine Bäumlein, sich zu strecken und zu halten.
Ein Hauch von Lüftlein sich bewegt hier unten,
hoch oben, riss der Wind tiefe Wunden.
Auch Hitze und Regen kann es ertragen,
nicht mal das Windlein konnte ihm was schaden.
Hoch in den Himmel wollte er hinaus,
erst nach Jahren wurde ein starker Baum daraus.
Er trug Früchte und Blätter all die Jahre,
und wurde mächtiger von Tag zu Tage.
Der Wind spielte mit seinen kleinen Ästen,
er wollte ihn jetzt schon mal Testen,
ob er stark genug, um zu erfahren,
wie es aussieht mit anderen Gefahren.
Manch alter Baum beugt sich unter seinen Lasten,
 viele Narben und Spuren wird er hinterlassen.
Das Lüftlein von einst ist jetzt stark und mächtig,
nun tobt und wütet es sehr heftig.
Jetzt schaut auch er, alt geworden,
ob vielleicht tief unten verborgen,
doch noch ein Bäumlein es will wagen,
das Lüftlein und den Wind zu ertragen.